MALORT
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MALSPIEL
Im Malort entwickelt sich die Persönlichkeit, dehnt sich zu einer ungeahnten Dimension aus und wird befreit von allem was ihr nicht eigen ist. Von Einflüssen, von Anpassungen, die sie einschränken. In diesen aussergewöhnlichen Momenten erlebt die Person nur sich selbst.
(Arno Stern)
Der Malort Visionaria ist ein wertungsfreier und konkurrenzloser Raum. Hier dürfen Menschen ab etwa 2 Jahren bis zu jedem Alter malen.
Die klaren Regeln ermöglichen es, dass jede Person dort einsteigen kann, wo sie gerade steht. Das regelmässige Malen in der anregenden Atmo-sphäre bietet allen die Chance, "ihre Bilder“ entstehen zu lassen. Es gibt kein Richtig oder Falsch, kein Besser oder Schlechter, kein "Nicht – Können“, da die Bilder weder gelobt noch kritisiert und auch nicht untereinander verglichen werden, entdecken alle die Lust und Freude am Malen.
Um zu gewährleisten, dass die Bilder nicht bewertet werden, bewahre ich sie in einem Archiv auf. Nach einem Maljahr dürfen die Eltern die Bilder der Kinder anschauen kommen. Auch später dürfen die Bilder von den Malenden oder deren Eltern angeschaut werden (nach Vereinbarung). Das "Nicht-Besitzen" des Bildes ermöglicht dir, wirklich aus dem Inneren heraus zu malen – nur für dich und im JETZT.
RAUM
Im Malort gibt es keine Fenster. Die Malenden können sich voll auf das Malspiel konzentrieren und werden nicht durch Reize von aussen abgelenkt. Die entstehenden Bilder werden so geschützt. Dieser Schutz bedeutet auch, dass man sich frei fühlen kann beim Malen, da es kein zuvor oder danach für die Bilder gibt. Es zählt der Prozess und das was geschieht beim Malen.
MATERIAL
Ich stelle dir qualitativ hochstehendes, eigens dafür entwickeltes Material (Pinsel, Tempera, Papier) bereit. Die Tempera-Farben haben eine hohe Pigmentkonzentration. Sie sind matt, leuchtend und deckend, ausgiebig und wasserlöslich. Die Farben werden in der Schweiz hergestellt und sind frei von Giftstoffen. Die Farben erlauben das Malen auf einer senkrechten Papierfläche. Sie sind untereinander vermischbar. Aus den 18 Grundtönen können unendliche Farbnuancen angefertigt werden.
DIENENDE ROLLE UND REGELN
Als Malspieldienende sorge ich dafür, dass du ohne Unterbrechung malen kannst. In jeder Handreichung entsteht eine Verbindung. Ich versetze die Reissnägel, kratze Tropfen weg, hänge Blätter auf, bringe einen Schemel, achte darauf, dass die Pinsel stets sauber sind und vieles mehr.
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Die Regeln im Malort dienen der Ermöglichung nicht der Einschränkung. Alles muss stimmen. Der Umgang mit dem teuren und hochwertigen Material geschieht voller Sorgfalt.
Es ist ein Hin und Her, zwischen dem eigenen Blatt und dem Palettentisch, wo du die anderen Malenden triffst.
FORMULATION UND MEHRWERT
Die Formulation wurde von Arno Stern entdeckt. Durch jahrelange Beobachtung von Malenden in seinem Malort und durch Forschungs-reisen in andere Länder, merkte Arno Stern, dass sich gewisse Figuren bei allen Menschen in einer bestimmten Reihenfolge zeigen.
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Im Malprozess wird Konzentration und Ausdauer sowie Sorgfalt und Feinmotorik geübt. Das Malen stärkt das Selbstvertrauen, die Ent-scheidungsfreudigkeit und die Selbstentwicklung. Das Freisetzen der inneren Impulse führt zu Zufriedenheit und Ausgeglichenheit.
ARNO STERN
Arno Stern, 1924 in Kassel geboren, war ein von der UNESCO anerkannter Pädagoge und Forscher. Mehr als 60 Jahren übte er die dienende Rolle im von ihm erfundenen „Malort“ aus.
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Arno Stern besuchte drei Jahre lang die Schule in Kassel, bevor er mit seinen Eltern nach der Machtergreifung Hitlers nach Frankreich emigriert. Nach Ausbruch des 2. Weltkriegs flüchtete die Familie weiter in die Schweiz. Arno Stern verbrachte dort bis zum Ende des Krieges seine Jugendjahre in einem notdürftig umgestalteten Fabrikgebäude. Nach Jahren der Internierung und Staatenlosigkeit kehrte Arno Stern mit seiner Familie nach Frankreich zurück.
Mit 22 Jahren nahm er 1946 eine Stelle in einem Heim für Kriegswaisen in einem Pariser Vorort an. Er sollte die Kinder beschäftigen. Er liess sie malen und begriff sofort die Wichtigkeit dieses Spieles, vorausgesetzt, dass es unter geeigneten Bedingungen geschieht.
Er erfand dafür eine besondere Einrichtung, die bis zum heutigen Tage weiterbesteht: den Malort, mit den schützenden Wänden und dem Palettentisch. Ein Raum mit einer unvergleichbaren Stimmung, der Kinder wie Erwachsene zum Malspiel anregt und sie ihrer Spontaneität begegnen lässt.